Kundenstatus im Facility Management
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Kundenstatus im FM – Erwartungen an/der A-, B- und C-Kunden
Das Facility Management (FM) umfasst die professionelle Bewirtschaftung von Gebäuden und Liegenschaften sowie die Erbringung vielfältiger infrastruktureller und technischer Dienstleistungen. In diesem Kontext spielt der Kundenstatus – also die Einordnung eines Kunden als A-, B- oder C-Kunde – eine zentrale Rolle für die Ausgestaltung von Serviceleistungen und Vertragsbeziehungen. Unternehmen klassifizieren ihre Kundschaft häufig nach Wert und Bedeutung, um Ressourcen optimal zuzuweisen und Service-Level zu differenzieren. Eine solche Segmentierung folgt oft der ABC-Analyse, bei der wenige besonders wichtige Kunden (A-Kunden) den Hauptumsatz bringen, während zahlreiche kleinere Kunden (C-Kunden) nur einen geringen Umsatzanteil ausmachen.
Es ist deutlich, dass A-Kunden, B-Kunden und C-Kunden jeweils unterschiedliche Erwartungen und Ansprüche haben, die ein FM-Dienstleister durch differenzierte Service-Level bedienen muss. A-Kunden erwarten Premium-Behandlung, höchste Priorität und maßgeschneiderte Lösungen – sie erhalten Key-Account-Betreuung, streng überwachte SLA mit Top-KPI und oft individuelle Vertragskonditionen. Durchschnittliche B-Kunden erhalten einen soliden Standardservice nach Branchenüblichkeit – zuverlässig und effizient, aber ohne jeden Luxus und mit gemäßigten SLA. C-Kunden schließlich werden mit Basisleistungen versorgt – zweckmäßig, standardisiert und kostengünstig, was in etwas geringerer Flexibilität resultiert.
Der deutsche Rechtsrahmen steckt Leitplanken ab: Von der Vertragsart (Dienst- vs. Werkvertrag) über AGB-Klauseln bis zur Delegation von Betreiberpflichten – all dies beeinflusst, was Kunden erwarten dürfen und einfordern können. Beispielsweise untermauern gesetzliche Gewährleistungsregeln die stärkere Position eines A-Kunden (der meist auch werkvertragliche Erfolge zugesichert bekommt), während kleinere Kunden oft mit dienstvertraglichem Bemühen zufrieden sein müssen und rein faktisch auf Kulanz oder Kündigungsrechte angewiesen sind, wenn Qualität fehlt. Rechtssicherheit und klare Vereinbarungen – insbesondere mittels Service Level Agreements – sind der Schlüssel, um unterschiedliche Servicelevel auch juristisch sauber zu handhaben. SLAs fungieren als wesentliches Element zur Qualitätssicherung und Haftungssteuerung in FM-Verträgen und sind damit aus der Praxis nicht mehr wegzudenken.
Ein Unternehmen sollte nie starre Klassen zementieren, sondern stets Chancen zur Weiterentwicklung von Kunden nutzen (eine Erkenntnis, die sich auch aus der Schwäche der reinen ABC-Analyse ergibt, zukünftiges Potential nicht abzubilden). Dadurch können aus kleinen Anfängen große Partnerschaften entstehen – aber nur, wenn man als Dienstleister die Zeichen der Zeit erkennt und flexibel reagiert.
Ein A-Kunde darf Premium-Leistung auf allen Ebenen erwarten, ein durchschnittlicher B-Kunde eine solide, vertragskonforme Betreuung und ein C-Kunde eine zweckmäßige Basisbedienung, jeweils im Einklang mit den zugrundeliegenden Vertragsbedingungen und wirtschaftlichen Vernunfterwägungen. Das Erfolgsgeheimnis liegt darin, die Balance zu wahren – jedem Kunden das Gefühl zu geben, gut betreut zu sein, ohne den objektiven Maßstab der betriebswirtschaftlichen Sinnhaftigkeit aus den Augen zu verlieren. Denn zufriedene Kunden – ob groß oder klein – sind letztlich der Garant für nachhaltigen Geschäftserfolg im Facility Management.
Wertschöpfung durch Kundenfokus
Grundlagen: Kundenklassifizierung im Facility Management
Unternehmen des Facility Managements stehen meist vor der Herausforderung, sehr heterogene Kunden zu betreuen – von Großkonzernen bis zu Kleinstbetrieben. Um den Mitteleinsatz zu optimieren, wird häufig auf die ABC-Kundenklassifizierung zurückgegriffen. Dabei werden Kunden gemäß ihrer Bedeutung für das Unternehmen kategorisiert in A (sehr wichtig), B (wichtig) und C (weniger wichtig). Maßgebliche Kriterien sind oft Umsatz, Gewinnbeitrag, Entwicklungspotential und strategische Bedeutung des Kunden. Nicht selten greift man auf das Pareto-Prinzip (80/20-Regel) zurück: etwa 20 % der Kunden (die A-Kunden) generieren rund 80 % des Umsatzes, während die unteren 50 % der Kunden (C-Kunden) zusammen nur etwa 5 % zum Umsatz beitragen. Diese Verteilung wird in Abbildung 1 veranschaulicht.
Abb. 1: Veranschaulichung der typischen Verteilung von Kundenanzahl und Umsatzanteil nach ABC-Analyse (A-Kunden ~20 % der Kunden, ~80 % Umsatz; B-Kunden ~30 % der Kunden, ~15 % Umsatz; C-Kunden ~50 % der Kunden, ~5 % Umsatz).
Die Kategorisierung hilft dem FM-Dienstleister, Serviceprioritäten und Betreuungsintensität zu steuern. A-Kunden werden als Schlüsselkunden häufig mit besonderer Aufmerksamkeit behandelt, während C-Kunden mit geringerer Bedeutung tendenziell standardisiert und mit möglichst geringem Aufwand betreut werden. B-Kunden nehmen eine Zwischenstellung ein: Sie sind wichtig, aber erhalten meist den üblichen Service ohne die Sonderbehandlungen der Top-Kunden. Wichtig ist, dass diese Einteilung nicht statisch ist – ein heute kleiner Kunde kann morgen groß werden. Tatsächlich sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass aus einem C-Kunden ein B-Kunde und schließlich ein A-Kunde werden kann. Daher beinhaltet professionelles Kundenmanagement stets auch die Kundenentwicklungsperspektive, um Potentiale zu erkennen und zu fördern.
Im Facility Management konkret bedeutet dies: begrenzte Ressourcen – etwa Serviceteams, Techniker oder Kundenbetreuer – werden nach Kundenkategorie priorisiert eingesetzt. A-Kunden erhalten z.B. schneller Reaktionen und individuellere Lösungen, da sie für den Unternehmenserfolg kritisch sind. C-Kunden sollen möglichst effizient (kostengünstig) betreut werden, z.B. durch Standardisierung, Automatisierung oder Bündelung von Leistungen, damit ihr geringer Umsatzbeitrag nicht durch überproportionalen Aufwand aufgezehrt wird. Die Gesamtheit der vielen kleinen C-Kunden kann dennoch profitabel sein, wenn sie „ohne viel Aufwand bearbeitet werden kann“ – getreu dem Motto: „Kleinvieh macht auch Mist“. Diese strategische Steuerung nach Kundenstatus stellt die Weichen für Servicequalität, Wirtschaftlichkeit und langfristige Bindung im FM-Geschäft.
Rechtliche Rahmenbedingungen des Kundenmanagements (Deutschland)
Bei der Gestaltung von Kundenbeziehungen im Facility Management sind auch rechtliche Normen und Vertragstypen zu beachten. In Deutschland werden Dienstleistungsverträge grundsätzlich durch das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) geregelt. Zwei Vertragstypen sind hier relevant: der Dienstvertrag und der Werkvertrag.
Ein Facility-Service-Vertrag (z.B. für Hausmeisterdienste, Reinigung, Wartung) kann je nach Ausgestaltung Elemente beider Typen enthalten. Dienstvertrag (§ 611 BGB) bedeutet, dass der Dienstleister eine Tätigkeit schuldet, jedoch keinen bestimmten Erfolg garantieren muss. Gesetzlich heißt es: „Durch den Dienstvertrag wird derjenige, welcher Dienste zusagt, zur Leistung der versprochenen Dienste, der andere Teil zur Gewährung der vereinbarten Vergütung verpflichtet.“. Der Werkvertrag (§ 631 BGB) dagegen verpflichtet den Unternehmer zur Herbeiführung eines konkreten Erfolgs oder Werks – der Erfolg der Leistung ist geschuldet. § 631 Abs.1 BGB lautet: „Durch den Werkvertrag wird der Unternehmer zur Herstellung des versprochenen Werkes, der Besteller zur Entrichtung der vereinbarten Vergütung verpflichtet.“. Im FM-Bereich wäre z.B. die einwandfreie Funktion einer technischen Anlage ein solcher geschuldeter Erfolg. Oftmals sind FM-Verträge Mischverträge: Routineleistungen (wie Hauswart-Tätigkeiten) werden als Dienste auf kontinuierlicher Basis erbracht, während projektbezogene Leistungen (wie eine Reparatur oder Sanierung) werkvertragliche Erfolgspflichten enthalten.
Die Unterscheidung hat erhebliche rechtliche Konsequenzen. Bei einem Werkvertrag greifen die Gewährleistungsrechte: ist das Werk mangelhaft, kann der Besteller Nacherfüllung verlangen, Zahlung kürzen oder Schadensersatz fordern. Beim reinen Dienstvertrag hingegen kennt das Gesetz keine Mängelrechte – für eine schlecht erbrachte Dienstleistung kann die Vergütung nicht ohne Weiteres gemindert werden. Der Kunde muss sich ggf. auf Kündigung oder vertraglich vereinbarte Qualitätssicherungsmechanismen (z.B. Service Level Agreements) stützen. In der Praxis werden für A-Kunden häufiger Werklohn- oder Erfolgskomponenten vereinbart (etwa Garantie bestimmter Verfügbarkeiten von Anlagen mit Vertragsstrafen bei Unterschreitung), während kleinere Kunden oft auf Standard-Dienstverträge verwiesen werden, bei denen der Anbieter eine sorgfältige Tätigkeit schuldet, aber keinen bestimmten Erfolg garantieren muss.
Wichtig für das Kundenmanagement ist ferner das AGB-Recht (Allgemeine Geschäftsbedingungen nach §§ 305 ff. BGB). Viele FM-Anbieter nutzen für C- oder B-Kunden vorformulierte Verträge und Leistungsbeschreibungen. Diese unterliegen einer Inhaltskontrolle nach § 307 BGB, d.h. sie dürfen den Kunden nicht unangemessen benachteiligen. Beispielsweise wären völlig einseitige Haftungsausschlüsse oder überlange Kündigungsfristen in AGB gegenüber kleineren Geschäftskunden unwirksam, falls sie Treu und Glauben verletzen. A-Kunden hingegen haben oft individuell ausgehandelte Verträge (Key-Account-Verträge), die nicht dem strengen AGB-Regime unterfallen – hier besteht Vertragsfreiheit, solange keine Gesetze (z.B. zwingendes Haftungsrecht) verletzt werden. Ein Head of Facility Management muss bei Vertragsgestaltung also die Balance zwischen Standardisierung und Individualisierung finden: Standardverträge bieten Effizienz, bedürfen aber juristischer Prüfung, während Individualverträge für Großkunden maßgeschneiderte Lösungen erlauben, jedoch aufwendiger sind.
Darüber hinaus sind spezielle Rechtsvorschriften zu beachten, etwa Betreiberpflichten in technischen Anlagen (Verkehrssicherung, Arbeitsschutz, Prüfintervalle nach Verordnungen). Werden solche Pflichten per Vertrag auf den FM-Dienstleister übertragen, muss klar vereinbart sein, wer verantwortlich ist. Durch Service Level Agreements und klare Leistungsbeschreibungen kann der Eigentümer Betreiberpflichten delegieren und seine Haftung reduzieren, sofern der Dienstleister sorgfältig ausgewählt und überwacht wird. Die deutsche Rechtsprechung verlangt vom Auftraggeber eine gewissenhafte Auswahl und – je nach Gefahrenpotential – auch Kontrolle des Auftragnehmers; ist dem genügt, tendiert die Haftung des Eigentümers gegen "Null". SLAs dienen hier als Instrument, Qualitätsstandards vertraglich abzusichern und Streitigkeiten vorzubeugen, indem sie genaue Leistungskriterien festlegen und ggf. Sanktionen (Vertragsstrafen, Minderungen) bei Nichterfüllung vorsehen. Somit sind SLAs integraler Bestandteil vieler FM-Verträge zur Qualitätssicherung und Haftungsminimierung.
Es bildet das rechtliche Fundament – BGB-Vertragstypen, AGB-Kontrolle, Betreiberverantwortung – den Rahmen, innerhalb dessen differenzierte Kundenbehandlungen ausgestaltet werden. Dieser Rahmen gilt es bei der nachfolgenden Betrachtung der Erwartungshaltungen von A-, B- und C-Kunden stets mitzudenken.
Leistungsdifferenzierung nach Kundenstatus
Ein zentrales Anliegen des Kundenmanagements im FM ist es, jedem Kunden ein adäquates Leistungsniveau zu bieten, das seiner Bedeutung entspricht. Im Folgenden werden die Erwartungen und typischen Servicelevel für A-Kunden, durchschnittliche Kunden (B-Kunden) und C-Kunden erläutert. Dabei fließen auch Beispiele aus der Praxis ein, um die konzeptionellen Unterschiede greifbar zu machen.
Premium-Services für A-Kunden
A-Kunden (auch Schlüssel- oder Top-Kunden) sind für FM-Anbieter von überragender Bedeutung – sie generieren einen Großteil des Umsatzes und fungieren oft als Referenzkunden. Entsprechend hoch sind die Erwartungen dieser Kunden und die Anstrengungen des Dienstleisters, diesen Erwartungen gerecht zu werden.
Ein A-Kunde darf in der Regel erstklassigen, maßgeschneiderten Service erwarten, zum Beispiel:
Individuelle Betreuung: A-Kunden erhalten häufig einen festen Ansprechpartner bzw. Key-Account-Manager im Facility Management, der ihre Anliegen prioritär behandelt. Dieser Ansprechpartner kennt die spezifischen Anforderungen des Kunden genau und koordiniert intern alle Leistungen. In der Praxis wird berichtet, dass feste Ansprechpartner im Service einen “riesigen Unterschied” aus Sicht der Key Accounts machen. Die FM-Leitung stellt sicher, dass für jeden A-Kunden ein kompetentes Team bereitsteht – oft auch mit Vor-Ort-Präsenz beim Kunden (z.B. ein permanenter Objektleiter im Kundenobjekt).
Höhere Service-Level & Reaktionspriorität: Leistungen für A-Kunden werden mit verkürzten Reaktionszeiten und bevorzugter Ressourcenzuteilung erbracht. Beispielsweise wird im Störfall eine sofortige Intervention, spätestens innerhalb weniger Stunden, vertraglich zugesichert – rund um die Uhr, falls erforderlich. Bevorzugung bei Engpässen ist ebenfalls üblich: Wenn Ressourcen knapp sind (etwa Personal, Ersatzteile), werden Aufträge des A-Kunden zuerst erfüllt. In einem praktischen Beispiel bedeutet dies, dass bei drei gleichzeitigen Bestellungen des letzten lagernden Ersatzteils die A-Kunden (und Key Accounts) den Vorzug erhalten. Dieses Prioritätsrecht spiegelt sich oft explizit in Verträgen oder zumindest in der gelebten Praxis wider.
Umfangreiche Leistungszusagen: Ein A-Kunde kann erweiterte Garantien und kostenlose Zusatzleistungen erwarten. So werden z.B. defekte Teile innerhalb von 24 Stunden ausgetauscht, ohne Berechnung von Zusatzkosten, wohingegen kleineren Kunden ein solcher Express-Service nur gegen Aufpreis angeboten wird. Ein dokumentiertes Schema zeigt: Bei A-Kunden ist der Austausch innerhalb 24h gratis (ebenso für Key Accounts), während B- und C-Kunden dafür bezahlen müssen. Ebenso erhalten A-Kunden oft kostenlos Produktmuster oder Probe-Dienstleistungen zu Testzwecken. Ein FM-Anbieter wird seinen wichtigsten Kunden Leistungen offerieren, die über das Standardpaket hinausgehen – etwa zusätzliche Reinigungsintervalle vor VIP-Events, proaktive Wartungsmaßnahmen oder erweiterte Berichtserstattungen – oft ohne separate Berechnung, um maximale Zufriedenheit sicherzustellen.
Innovation und Partnerschaft: Bei strategisch wichtigen Kunden ist der FM-Dienstleister bereit, individuelle Lösungen zu entwickeln. A-Kunden haben häufig besondere Anforderungen, die nicht mit dem Standardleistungsportfolio abgedeckt werden. Beispielsweise kann ein FM-Unternehmen exklusiv für einen Großkunden neue digitale Meldesysteme einführen oder an Innovationsworkshops teilnehmen, um die Servicequalität weiterzuentwickeln. Während reguläre Kunden solche Innovationen nicht unbedingt angeboten bekommen, sind A-Kunden hier in einer bevorzugten Position – sie werden mitunter in Pilotprojekte einbezogen oder erhalten maßgeschneiderte Anpassungen an Produkten, Prozessen und Berichten. Dies geht bis zu gemeinsamen Entwicklungsprojekten, etwa um neue Serviceprodukte zu kreieren. Ziel ist es, die Geschäftsbeziehung in Richtung Partnerschaft zu entwickeln.
Exklusive Vereinbarungen & Zusatznutzen: A-Kunden profitieren oftmals von vertraglich fixierten Service Level Agreements (SLAs) mit hohen Standards. Zum Beispiel könnten im SLA für einen A-Kunden strengere KPI-Ziele stehen (z.B. 99% Termintreue, max. 1 Stunde Reaktionszeit bei Notfällen, etc.), abgesichert durch Vertragsstrafen oder Gutschriften, falls diese nicht erreicht werden. Zusätzlich werden A-Kunden gelegentlich Preis- und Konditionsvorteile eingeräumt, wie Rabattstaffeln für hohe Volumina oder verlängerte Zahlungsziele, als Zeichen der Wertschätzung. Auch intangible benefits wie Einladungen zu Kundenbeiräten, VIP-Events oder exklusiven Schulungen sind denkbar. Einige Unternehmen bilden Customer Focus Groups mit ihren Top-Kunden, die regelmäßig zusammenkommen, um Feedback zu geben und Einfluss auf die Serviceentwicklung zu nehmen. Ein A-Kunde kann erwarten, in solcher Weise gehört und eingebunden zu werden.
Ein kurzes Beispiel zur Illustration: Die Global AG, ein multinationaler Konzern, hat die FM GmbH mit dem technischen Gebäudemanagement aller deutschen Standorte beauftragt. Als A-Kunde erhält die Global AG einen persönlichen als Ansprechpartner, 24/7-Bereitschaftsdienste und monatliche Performance-Reports. Eines Freitagnachmittags meldet die Global AG einen dringenden Bedarf an Ersatzteilen bis Montag. Die FM GmbH organisiert umgehend einen Expressversand. Viele Anbieter würden diese Eillieferung stillschweigend kostenlos ausführen, um den A-Kunden zufriedenzustellen. Andere legen zwar eine Rechnung über die Frachtkosten bei, markieren aber, dass der A-Kunde nichts zahlen muss, da er ein Key Account ist. In jedem Fall genießt der A-Kunde Vorzüge, die ein kleiner Kunde nicht bekäme. Diese Investition in Top-Service für A-Kunden lohnt sich, da hier langfristige Verträge, hohe Umsätze und Referenzwirkungen auf dem Spiel stehen.
Rechtlich sind die Verträge mit A-Kunden oft ausgehandelte Individualvereinbarungen. Viele A-Kunden bestehen auf spezifischen Vertragsklauseln: z.B. ausführliche Leistungsbeschreibungen, detaillierte SLA-Definitionen, Mitwirkungs- und Reportingpflichten des Dienstleisters, aber auch besondere Haftungsregelungen (erhöhte Deckungssummen, Haftungsbegrenzungen zugunsten des Kunden werden selten akzeptiert). Da A-Kunden häufig in Verhandlungsmacht stärker sind, weichen hier die AGB des Anbieters zugunsten kundenspezifischer Regelungen. Aus juristischer Sicht bewegt man sich damit außerhalb strenger AGB-Kontrolle, jedoch müssen solche Verträge präzise formuliert sein, um die hohen Erwartungen einklagbar zu machen. Beispielsweise werden Qualitätskennzahlen im SLA so formuliert, dass sie messbar und objektiv sind (Reaktionszeiten, Verfügbarkeiten, Ausfallquoten etc.), und es werden Vertragsstrafen (§ 339 BGB) oder Bonus-Malus-Systeme vereinbart, um die Einhaltung sicherzustellen.
Es darf ein A-Kunde exzellenten, priorisierten und individuell zugeschnittenen Service erwarten. Im Gegenzug wird von ihm meist Loyalität, großes Auftragsvolumen und oft ein höheres Entgelt für die Premiumleistungen erwartet. Die Beziehung ist partnerschaftlich geprägt: Beide Seiten investieren mehr – der Dienstleister in Leistung und der Kunde in die Geschäftsbeziehung. Für den Head of Facility Management des Anbieters hat die Betreuung der A-Kunden höchste Priorität, da hier Geschäft und Reputation konzentriert sind.
Standardleistungen für B-Kunden (durchschnittliche Kunden)
B-Kunden bilden die breite Mitte der Kundschaft. Sie sind weder so umsatzstark und kritisch wie A-Kunden, noch so unbedeutend klein wie C-Kunden. Typischerweise machen B-Kunden einen merklichen, aber nicht dominanten Anteil am Umsatz aus (im ABC-Beispiel ~15%). Ein B-Kunde darf einen guten, professionellen Standardservice erwarten, jedoch ohne sämtliche Extras, die Top-Kunden vorbehalten sind. Die Devise lautet hier: „angemessene Behandlung entsprechend ihrer Bedeutung“.
Merkmale der Betreuung von B-Kunden im FM sind etwa:
Solider Leistungsumfang gemäß Katalog: B-Kunden erhalten alle Kernleistungen des FM-Angebots vertragsgemäß. Die Dienstleistungen (z.B. regelmäßige Unterhaltsreinigung, planmäßige Wartungen, Störungsmanagement werktags etc.) werden in der Leistungsbeschreibung klar definiert und dann auch in dieser Form erbracht. Individuelle Sonderwünsche sind eher die Ausnahme; man bedient B-Kunden mit dem „Marketing-Mix“, den das Unternehmen für diese Segmentgruppe vorgesehen hat – das heißt standardisierte Leistungspakete, die den typischen Bedürfnissen genügen. Zum Beispiel: Ein Facility-Service-Anbieter könnte für Bürokunden mittlerer Größe ein Standardpaket „Komfort“ anbieten (tägliche Reinigung, 24h-Hotline, vierteljährliche Technik-Inspektion). Ein B-Kunde bucht in der Regel ein solches Paket, ggf. mit kleineren Anpassungen, aber nicht völlig individuell.
Verlässlichkeit und Qualität nach Branchenstandard: Obwohl B-Kunden nicht jede Sonderbehandlung erhalten, können sie professionalität und Zuverlässigkeit nach anerkannten Standards erwarten. Die vereinbarten Leistungen werden ordnungsgemäß, fristgerecht und in der vereinbarten Qualität erbracht. Das Dienstleistungsniveau wird meist durch Service Level Agreements beschrieben, die hier allerdings eher den allgemeinen Branchenniveau entsprechen und weniger ambitioniert sind als bei A-Kunden. Zum Beispiel könnten für einen B-Kunden Reaktionszeiten von 4 Stunden bei dringenden technischen Störungen festgelegt sein (statt 1-2 Stunden bei A-Kunden). Ausfallzeiten von Anlagen werden toleriert bis zu einem gewissen Maß, ohne sofort Konventionalstrafen auszulösen. Wichtig ist: Ein B-Kunde darf davon ausgehen, gleichbleibend gute Leistungen zu erhalten, aber er muss Abstriche bei der Flexibilität und Geschwindigkeit gegenüber Top-Kunden machen.
Limitierte Priorität bei Engpässen: Im Fall von Ressourcenknappheit (Personalengpässe, hohe Auslastung) werden B-Kunden nachrangig hinter A-Kunden bedient. Gemäß dem oben erwähnten Schema werden z.B. bei Lieferengpässen A-Kunden bevorzugt, während B- (und C-)Kunden im Zweifel warten müssen. Dennoch bemüht sich ein seriöser FM-Anbieter, auch für B-Kunden akzeptable Lösungen zu finden – etwa durch transparente Kommunikation: Ein B-Kunde wird informiert, falls es Verzögerungen gibt, und erhält neue Termine. Anders als C-Kunden, die mitunter einfach hinten anstehen, genießt der B-Kunde immerhin den Status eines wichtigen Kunden, der nicht vernachlässigt werden darf, um keine Abwanderung zu riskieren.
Zusatzleistungen gegen Entgelt: Viele Mehrleistungen sind B-Kunden grundsätzlich zugänglich, aber nicht kostenlos. Ein Beispiel: Sollte ein B-Kunde einen Express-Austausch von Teilen binnen 24 Stunden wünschen, wird der FM-Dienstleister dies durchaus anbieten – jedoch gegen Berechnung der Zusatzkosten (Overnight-Versand, Überstundeneinsatz etc.). Im kontrastierenden Schema war für A-Kunden der 24h-Teileaustausch inklusive, für B-Kunden hingegen „gegen Bezahlung“ ausgewiesen. Das verdeutlicht: B-Kunden haben keine Flatrate für Extras, sondern müssen Sonderleistungen separat beauftragen und bezahlen. Ähnlich verhält es sich mit Innovationsleistungen: Nimmt ein B-Kunde eine spezielle Anpassung oder neue Technik in Anspruch, wird dies in der Regel als kostenpflichtiges Upgrade behandelt, nicht als inkludiertes Privileg.
Kommunikation und Reporting im üblichen Rahmen: Während A-Kunden oft individuelle Berichtspflichten vereinbaren (monatliche Management-Reports, Strategie-Meetings), erhalten B-Kunden meist standardisierte Berichte (z.B. quartalsweise Serviceberichte, KPI-Übersichten nach Standardformat). Die Kommunikation erfolgt im üblichen Geschäftszeiten-Rahmen: Ein B-Kunde hat i.d.R. einen Sachbearbeiter oder Objektleiter als Ansprechpartner, der während der Bürozeiten ansprechbar ist. Eine 24/7-Betreuung durch einen persönlichen Manager wäre unwirtschaftlich für beide Seiten im B-Segment. Trotzdem steht im Bedarfsfall eine Notfall-Hotline bereit, die aber dem allgemeinen Kundenservice entspricht, den auch andere B- und C-Kunden nutzen.
Vertrags- und Preisgestaltung: B-Kundenverträge basieren oft auf Rahmen-AGB des Anbieters mit kundenspezifischer Anlage der Leistungsbeschreibung. Sie sind nicht so stark individualisiert wie bei A-Kunden, aber es werden bestimmte Modifikationen verhandelt, z.B. welche Module des Service der Kunde braucht oder nicht braucht. Die Preise sind häufig mittlere Standardpreise, eventuell mit Rabatt bei längerer Vertragslaufzeit, aber ohne die Top-Rabatte großer Volumina. Laufzeiten und Kündigungsfristen sind moderat (z.B. 2-3 Jahre Laufzeit mit jährlicher Verlängerung, 6 Monate Kündigungsfrist). Rechtlich unterliegen diese Verträge der AGB-Kontrolle, doch da B-Kunden meist Kaufleute/Unternehmen sind, sind z.B. Klauseln zu Haftungsbegrenzung bis zu einer gewissen Höhe oder moderate Verzugszinsen zulässig, solange sie nicht völlig unangemessen sind.
Die Mittelstand GmbH betreibt ein Bürogebäude mit 200 Mitarbeitern und hat die Clean&Care FM-Service oHG als Dienstleister engagiert. Als typischer B-Kunde erhält die Mittelstand GmbH ein Leistungspaket „Business“: tägliche Reinigung der Büroräume abends, wöchentliche Technikrunde zur Kontrolle der Gebäudeleittechnik, Hotline erreichbar 7-19 Uhr an Werktagen, Notfallnummer für ernste Fälle nachts. Die Reinigungsintervalle und Reaktionszeiten sind im Vertrag festgelegt (Notfälle binnen 4 Std, normale Tickets binnen 24 Std Bearbeitungsaufnahme). Die Leistungen werden zuverlässig erbracht; wenn Sonderwünsche anfallen – etwa eine zusätzliche Grundreinigung vor einem Firmenevent – wird dies möglich gemacht, aber als Zusatzauftrag berechnet. Die Mittelstand GmbH hat keinen dedizierten Key-Account-Manager, doch der zuständige Objektleiter besucht sie quartalsweise zu einer Servicebesprechung. Insgesamt fühlt sich die Mittelstand GmbH gut versorgt, wenngleich sie merkt, dass sie nicht die alleroberste Priorität genießt – etwa muss sie in Stoßzeiten auch mal 2-3 Tage auf einen Techniker warten, wenn gerade viele Einsätze anstehen. Dieser Servicelevel entspricht genau dem, was vertraglich vereinbart wurde und was die Firma an Gebühren zahlt.
Es bekommt ein B-Kunde professionelle, verlässliche Standard-Dienstleistungen. Die Beziehung ist geprägt von betriebswirtschaftlicher Vernunft: Der FM-Anbieter erbringt solide Qualität, kann aber nicht jedes Extra kostenlos liefern; der Kunde erhält ein gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis, muss aber exklusive Wünsche separat bezahlen oder Abstriche machen. B-Kunden halten dem Dienstleister oft lange die Treue, solange die Grundqualität und das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmen. Für den Head of Facility Management sind B-Kunden wichtig zur Stabilisierung des Geschäfts – sie sorgen für planbare Auslastung. Es gilt jedoch, aufmerksam zu bleiben: vielversprechende B-Kunden können Aufstiegspotential zu A-Kunden haben, während unzufriedene B-Kunden abwandern könnten. Daher sind regelmäßige Qualitätskontrollen und Feedbackgespräche auch in diesem Segment entscheidend, um die Kundenzufriedenheit hochzuhalten.
Basis-Service für C-Kunden (kleinere Kunden)
C-Kunden sind aus Sicht des Anbieters die Kunden mit dem geringsten Einzelwert – häufig kleine Unternehmen, Einzelstandorte oder Gelegenheitskunden mit unregelmäßigen Aufträgen. Jeder einzelne C-Kunde trägt nur minimal zum Umsatz bei (im Beispiel ca. 5% in Summe aller C-Kunden). Dennoch machen C-Kunden oft die Mehrheit der Vertragsbeziehungen aus (z.B. 50% der Kundenzahl). Ihre Betreuung stellt daher ein besonderes wirtschaftliches Kalkül dar: Einerseits will man dieses breite Feld nicht völlig vernachlässigen (kleine Fische bringen auch Geld), andererseits darf die Betreuung nicht so aufwendig werden, dass sie die Erträge auffrisst. Ein C-Kunde kann daher nur den Basis-Service erwarten – solide Grundversorgung, jedoch ohne individuelle Ausrichtungen und mit begrenzter Flexibilität.
Charakteristika der C-Kunden-Betreuung:
Standardisierung und Automatisierung: C-Kunden werden in höchstem Maße standardisiert bedient. Das Dienstleistungsangebot ist oft vorkonfektioniert (z.B. ein Basispaket „FM Starter“ mit definierten wenigen Leistungen). Abweichungen oder Sonderwünsche sind vertraglich kaum vorgesehen. Viele Interaktionen laufen über zentralisierte Kanäle: z.B. meldet der C-Kunde Störungen über ein allgemeines Ticketsystem oder ein Self-Service-Portal, anstatt direkten persönlichen Kontakt zu einem Verantwortlichen zu haben. Die Kommunikation ist auf das Notwendige beschränkt – meist schriftlich per E-Mail oder Portal, selten Vor-Ort-Termine. Durch diese Standardisierung kann der Anbieter viele kleine Kunden effizient parallel betreuen, ohne für jeden hohe individuelle Betreuungszeit aufzuwenden.
Eingeschränkte Servicezeiten und Priorität: C-Kunden müssen sich häufig mit eingeschränkten Servicezeiten begnügen. Zum Beispiel werden Dienstleistungen nur wochentags zu Geschäftszeiten erbracht; es gibt ggf. keine 24/7-Rufbereitschaft inklusive, außer gegen separate Berechnung. Wenn ein C-Kunde außerhalb der normalen Zeiten Probleme hat, muss er warten oder extra bezahlen. Auch innerhalb der Servicezeit haben C-Kunden die geringste Priorität. Bei Engpässen werden erst A- und B-Kunden bedient. Das kann bedeuten, dass ein Techniker-Einsatz bei einem C-Kunden erst am nächsten oder übernächsten Tag erfolgt, während ein gleichgelagerter Fall beim A-Kunden noch am selben Tag erledigt würde. Natürlich versucht ein professioneller Anbieter, alle Kunden zufriedenzustellen – aber wenn Ressourcen knapp sind, “bindet die Betreuung von C-Kunden häufig Ressourcen, die dann für ertragreichere A- und B-Kunden fehlen”. Daher wird man zugunsten der wichtigen Kunden priorisieren. Ein C-Kunde darf insofern nur eine Reaktion im Rahmen der allgemeinen Verfügbarkeit erwarten, jedoch kein beschleunigtes Vorgehen.
Begrenzter Leistungsumfang: Der Umfang der Leistungen für C-Kunden ist meist auf Kernaufgaben reduziert. Beispielsweise könnte ein kleiner Kunde im Bereich Gebäudereinigung nur eine 2x wöchentliche Reinigung bekommen (statt täglich) und keine Glasreinigung oder Sonderreinigung, es sei denn, er bucht es zusätzlich. Im technischen FM bekommen C-Kunden vielleicht nur eine jährliche Wartung und bei Störung eine Best-Effort-Reparatur, aber kein permanentes Monitoring. Der Anbieter definiert klar, was im Basisvertrag enthalten ist – alles darüber Hinausgehende wird als zusätzliches Angebot gesehen, um es gesondert zu verkaufen. Das schützt den Anbieter vor Over-Engineering bei kleinen Verträgen. Für den C-Kunden heißt das: Er erhält eine funktionale Grundversorgung, jedoch keine Extras. Wenn er mehr will, muss er in den B-Status „aufsteigen“ (mehr Volumen beauftragen) oder eben fallweise Aufträge auslösen.
Niedrige Preise, dafür Selbstbeteiligung: C-Kunden zeichnen sich oft durch hohe Preissensibilität aus. Die vereinbarten Entgelte sind relativ niedrig, was den geringeren Leistungsumfang widerspiegelt. So zahlt ein C-Kunde nur das, was er unbedingt braucht, und verzichtet im Gegenzug auf Premiumleistungen. Oft gibt es Mindestpauschalen oder Pay-per-use-Modelle (z.B. Grundgebühr plus variable Kosten pro Einsatz). Sollte doch mal ein außergewöhnlicher Service nötig sein – z.B. ein Noteinsatz am Wochenende – wird dieser dem C-Kunden vollständig in Rechnung gestellt (Kostenweitergabe). Die Philosophie ist: “Du bekommst, wofür du bezahlst.” Im Gegensatz zum A-Kunden, dem man aus Kulanz oder strategischem Kalkül mal etwas schenkt, wird beim C-Kunden streng auf Deckung der Kosten geachtet. So werden z.B. Ersatzteillieferungen oder Sonderfahrten konsequent fakturiert (wie im KAM-Beispiel: C-Kunden zahlen für 24h-Teilersatz eine Gebühr). Das schafft beim C-Kunden Transparenz, aber er kann sich eben nicht auf Inklusiv-Service verlassen.
Wenig Beratung und Entwicklung: Während A- und B-Kunden regelmäßig Gespräche über Optimierungen, zusätzliche Leistungen oder künftige Bedarfe führen, ist bei C-Kunden die Kundenentwicklung oft reaktiv. Der Dienstleister investiert wenig aktive Beratungszeit in diese kleineren Kunden. Das mag nüchtern klingen, ist aber wirtschaftlich begründet: Jeder C-Kunde bringt nur wenig Umsatz, daher kann der Anbieter nicht für jeden ausführliche Beratung kostenlos anbieten. Stattdessen wird abgewartet, ob der C-Kunde mehr Bedarf anmeldet (z.B. neue Leistungen anfragt) – erst dann rückt er in den Fokus für Up- und Cross-Selling. Allerdings sollte ein weitsichtiger FM-Anbieter auch C-Kunden nicht völlig ignorieren: Immerhin besteht die Chance, dass ein C-Kunde wächst oder in seinem Netzwerk Empfehlungen ausspricht. Deshalb werden oft standardisierte Marketingaktionen gefahren (Newsletter, Produktinformationen), um C-Kunden auf weitere Angebote aufmerksam zu machen. Proaktive Kundenentwicklungsgespräche sind in diesem Segment aber eher selten und wenn, dann kurz gehalten.
Ein Beispiel: Die Startup X GmbH hat ein kleines Büro von 300 m² und nutzt den FM-Service einer größeren Firma im Rahmen eines “Basic-Pakets”. Dieses Paket umfasst wöchentliche Reinigung, eine jährliche Wartung der Klimaanlage und Zugang zum Online-Portal für Störmeldungen. Eines Tages fällt die Klimaanlage im Hochsommer aus – ein Notfall für die 5 Mitarbeiter der Startup X GmbH. Sie melden die Störung über das Portal am Freitagabend. Laut Vertrag wird eine Reaktion innerhalb von 24 Stunden an Werktagen zugesichert, d.h. spätestens am Montag. Tatsächlich erscheint der Techniker Montagmittag (die A-Kunden hätten einen 24/7-Notdienst gehabt, Startup X aber nicht). Der Schaden wird behoben, jedoch stellt der FM-Anbieter die Überstunden am Wochenende, die für die Ersatzteilbeschaffung nötig waren, in Rechnung. Die Startup X GmbH zahlt dies zähneknirschend – hätte sie ein Premium-Paket, wären ggf. solche Kosten inklusive gewesen. Immerhin ist sie mit der geleisteten Arbeit zufrieden und hatte im Vorfeld niedrige monatliche Kosten. Das Beispiel zeigt: Der C-Kunde erhält letztlich Hilfe, aber mit Verzögerung und voller Kostenlast. Für den kleinen Kunden ist dies akzeptabel, da sein Budget begrenzt ist und er die billigere Vertragsvariante gewählt hat.
Es erhält ein C-Kunde funktionale Grundservices ohne Schnickschnack. Er kann erwarten, korrekt behandelt zu werden, aber er steht nicht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit des Dienstleisters. Für den FM-Anbieter besteht die Kunst darin, C-Kunden profitabel zu bedienen, was nur gelingt, wenn Prozesse effizient sind und der Kunde weiß, dass Zusatzwünsche extra kosten. Aus rechtlicher Sicht werden C-Kunden fast immer auf die Standard-AGB und Standardverträge verwiesen – individuelle Abreden sind unüblich. Dem C-Kunden bleiben aber natürlich die allgemeinen Rechtsmittel: Liefert der Anbieter selbst die vereinbarte Mindestleistung nicht, kann auch ein C-Kunde auf Erfüllung oder ggf. Schadensersatz bestehen. Doch in der Praxis kommt es selten zu großen rechtlichen Auseinandersetzungen, da es um kleine Beträge geht; oft würde der Anbieter in einem Konfliktfall Kulanz zeigen oder der C-Kunde kündigt einfach und wechselt. Für den Head of Facility Management ist das C-Segment eine operative Effizienzaufgabe: standardisierte Betreuung, Kostenminimierung und zugleich Chancen beobachten, ob aus kleinen Kunden größere werden können.
Entwicklung von Kundenbeziehungen und Segmentwechsel
Ein wichtiges strategisches Element im Kundenmanagement – gerade aus rechtlicher und betriebswirtschaftlicher Sicht – ist die Kundenentwicklung. Kein Kunde sollte statisch in seiner Kategorie verharren müssen. Die Einteilung in A, B, C ist immer auch eine Momentaufnahme. Unternehmen sollten Mechanismen haben, um einen C-Kunden zum B-Kunden und weiter zum A-Kunden zu entwickeln, sofern dessen Potential dies hergibt.
Vom C- zum A-Kunden: Kundenentwicklung als Strategie
Wie bereits erwähnt, dürfen C-Kunden zwar anfänglich keine umfangreiche Betreuung erwarten, doch schlummert in manchen ein erhebliches Zukunftspotential. Zum Beispiel könnte ein kleines Start-up, das als C-Kunde beginnt, rasant wachsen und später viele FM-Leistungen benötigen. Oder ein regionaler Mittelständler (B-Kunde) wird durch Expansion und Zukäufe plötzlich zu einem Großkunden. Erfolgreiche FM-Unternehmen beobachten die Entwicklung ihrer Kunden daher genau.
Sie nutzen Kennzahlen wie Umsatzsteigerungen, angefragte Zusatzleistungen oder Branchenwachstum, um frühzeitig Kandidaten für Upselling zu identifizieren:
Die Vertragsgestaltung kann hier unterstützen: Oft werden Mehrleistungsklauseln eingebaut, die dem Kunden erleichtern, weitere Services abzunehmen (z.B. Option auf zusätzliche Reinigung bei Flächenzuwachs). Auch Rabattsysteme, die bei steigendem Abnahmevolumen bessere Konditionen gewähren, können einen Anreiz für Kunden darstellen, mehr beim selben Anbieter zu buchen – der C-Kunde wird so zum B- oder gar A-Kunden „hingeführt“. Dies muss allerdings kartellrechtlich sauber gestaltet sein und darf nicht diskriminierend gegenüber Bestandskunden wirken (Rabatte müssen nachvollziehbar und für gleiche Mengen gleich sein, um § 19 GWB Marktmissbrauch zu vermeiden, wobei das meist nur bei marktbeherrschenden Anbietern relevant wird).
Kundenentwicklung ist nicht einseitig, sondern basiert auf Partnerschaft: Der FM-Dienstleister zeigt dem kleineren Kunden Wege auf, wie dieser profitieren kann, wenn er mehr Zusammenarbeit eingeht – etwa durch Präsentation von Best-Practice-Lösungen, die größere Kunden nutzen, und die Übertragbarkeit auf den kleineren. Ein Beispiel: Ein C-Kunde nutzt bisher nur Reinigung. Der Anbieter könnte ihm vorschlagen, auch die technische Wartung zu übernehmen, und aufzeigen, dass durch gebündelten Service langfristig Kosten gespart werden (z.B. weniger Ausfälle, geringerer Verwaltungsaufwand). Cross-Selling und Up-Selling sind klassische Methoden, einen Kunden ins nächste Segment zu heben. Dabei ist Fingerspitzengefühl gefragt: Drängt man dem kleinen Kunden zu früh zu viel auf, fühlt er sich überfahren. Es gilt also, wenn möglich Beziehungen zu stabilisieren und Vertrauen aufzubauen, sodass der Kunde von selbst mehr Leistung nachfragt.
Juristische Aspekte der Kundenentwicklung
Rechtlich interessant an der Kundenentwicklung sind Aspekte wie Vertragsanpassungen und Langfristbeziehungen. Wenn ein Kunde seinen Status faktisch ändert (mehr Standorte, mehr Leistung), müssen Verträge oft nachverhandelt werden. Es kann vorkommen, dass ein ursprünglich als C-Kunde gestarteter Vertrag plötzlich nicht mehr angemessen ist, weil das Volumen viel größer wurde – dann steigen auch die Erwartungen. Um nicht in unklare Situationen zu geraten, ist es sinnvoll, vertraglich Change-Klauseln vorzusehen. Diese können festlegen, dass ab einer bestimmten Ausweitung des Leistungsumfangs eine Neubewertung des Vertrages erfolgt oder dass bestimmte SLA-Niveaus neu verhandelt werden. So bleibt die rechtliche Basis immer synchron mit dem tatsächlichen Kundenstatus.
Ein weiterer Punkt ist die Vertragsdauer. Häufig haben A-Kunden längere Vertragslaufzeiten oder unbefristete Verträge mit strategischer Partnerschaft, während C-Kunden kurze Laufzeiten oder Einzelaufträge beauftragen. Wenn ein C- zu einem A-Kunden wird, stellt sich die Frage, ob die vorhandenen Vertragsstrukturen noch passen. Eventuell wird man einen ganz neuen Vertrag aufsetzen (mit individuellen Konditionen, SLA etc.). Dabei ist juristisch zu beachten, dass bestehende Vereinbarungen sauber beendet oder überführt werden, um keine Rechtsunsicherheiten (Doppelverträge, überschneidende Haftungsregelungen) zu verursachen. Eine enge Abstimmung mit der Rechtsabteilung ist in solchen Wachstumsszenarien ratsam.
Im Kontext der Kundenentwicklung spielt auch das Wettbewerbs- und Kartellrecht eine Rolle: Große Kunden abzuwerben oder gezielt zu umgarnen ist üblich, aber dabei muss auf unlautere Methoden verzichtet werden. Beispielsweise könnte ein FM-Anbieter versuchen, einen fremden A-Kunden (etwa nach Ausschreibungsende) als neuen Kunden zu gewinnen – das ist legitim, solange keine vertragswidrigen Abwerbungen von Personal stattfinden oder Insider-Informationen genutzt werden. Ein Anbieter wird seine eigenen C- und B-Kunden im Auge behalten, um nicht vom Wettbewerb ausgestochen zu werden, sobald diese interessanter werden. Daher sind Kundenbindungsmaßnahmen (Rabatte, Boni, langfristige Verträge) auch juristisch in Grenzen zulässig und üblich, solange kein Missbrauch (z.B. Marktausschluss kleinerer Wettbewerber durch exklusive Bindung großer Kunden) vorliegt.
Fazit zur Kundenentwicklung: Dies bedeutet, Segmentgrenzen durchlässig zu gestalten. Der Dienstleister richtet Prozesse ein, um Kundenfeedback zu sammeln (z.B. Zufriedenheits-KPIs bei C-Kunden auswerten) und erkennt so, wer unzufrieden (Abwanderungsgefahr) oder wer reif für mehr Leistung ist (Entwicklungschance). Erfolgreiches Kundenentwicklungs-Management schlägt die Brücke zwischen dem heutigen Servicelevel und dem zukünftigen Bedarf des Kunden – und im Idealfall wächst der Kunde mit dem Anbieter mit. So wird aus einem kleinen Mieter mit einem Objekt irgendwann ein Großkunde mit Portfoliovertrag, was für beide Seiten vorteilhaft sein kann.
Start-up-Management und Leistungsorganisation im FM
Der Aspekt des Start-up-Managements zur Leistungsorganisation zielt darauf ab, wie ein noch junges oder wachsendes FM-Unternehmen seine Dienstleistungen organisiert, um unterschiedliche Kundenstatus zu bedienen. Junge FM-Unternehmen (Start-ups in der Branche) stehen vor der Aufgabe, sich erst einen Kundenstamm aufzubauen – oft beginnt man selbst als C-Dienstleister für kleine Kunden und arbeitet sich hoch zu größeren Aufträgen. In dieser Phase ist eine geschickte Leistungsorganisation entscheidend, um Qualität zu liefern und zugleich skalierbar zu bleiben, wenn neue Kunden hinzukommen.
Fokus auf KPI und SLA in der Leistungssteuerung
Bereits im Start-up-Stadium wird der Fokus auf Kennzahlen (KPI) und vereinbarte Servicelevels (SLA) gelegt, um die Leistung steuerbar zu machen. KPI und SLA sind zentral, um mit begrenztem Personal viele Kunden zufrieden zu stellen und Prioritäten faktenbasiert zu setzen. Ein KPI-Monitoring ermöglicht es, Engpässe oder Schwächen früh zu erkennen.
Beispielsweise misst man:
Reaktionszeit auf Tickets (wie schnell wird nach Eingang einer Meldung zumindest reagiert). Ein hoher Wert könnte anzeigen, dass man mehr Personal braucht oder Prozesse anpassen muss. Schon eine durchschnittliche Antwortzeit (selbst wenn noch nicht gelöst) unter z.B. 30 Minuten bei kritischen Anfragen kann Vertrauen aufbauen. Start-ups setzen oft interne SLA-Ziele wie “Anruf oder E-Mail binnen 1 Stunde beantworten”, um Professionalität zu signalisieren.
Erstlösungsquote und Zeit bis zur Problemlösung. Diese KPIs zeigen, ob die Techniker effizient arbeiten und ob vlt. Schulungsbedarf besteht.
Kundenzufriedenheitswerte (z.B. via kurzen Feedbackbogen nach abgeschlossenem Auftrag). Gerade Start-ups nutzen dies, um Referenzen zu sammeln und kontinuierlich zu lernen.
In Serviceverträgen werden SLAs verankert, die all dies formalisieren. Ein SLA ist per Definition eine “Vereinbarung zwischen Kunde und Dienstleister über Leistung, Messung und Bedingungen der Serviceerbringung”. Im FM heißt das z.B.: “Gebäudereinigung: 98% der Fläche ohne Beanstandung bei QS-Prüfung; Störmeldungen: Reaktion innerhalb 4h, Behebung innerhalb 24h (Werktags)”, etc. Diese Messbarkeit schafft Transparenz. Für ein Start-up mag es anfangs ungewohnt sein, sich so festnageln zu lassen, aber es schafft Vertrauen beim Kunden.
Wichtig ist der Unterschied zwischen SLA und KPI: “SLAs werden extern vereinbart, KPIs intern gemanagt, um die SLAs zu erfüllen”. Mit anderen Worten, das Start-up verspricht dem Kunden ein gewisses Niveau (SLA) und nutzt interne Kennzahlen (KPI), um sicherzustellen, dass dieses Niveau erreicht wird. Beispielsweise verpflichtet sich das FM-Unternehmen in einem SLA, 95% der Tickets innerhalb von 8 Stunden zu schließen. Intern trackt es aber genauer: wie viele Stunden durchschnittlich, wie viele Tickets pro Mitarbeiter etc., um gegebenenfalls nachzusteuern. KPIs dienen also als Führungsinstrument, während das SLA der Kunde als Maßstab nimmt, den er einfordern kann.
Wenn das FM-Unternehmen erfolgreich Kunden gewinnt (von C- über B- zu A-Kunden), muss die Organisation mitwachsen:
Zunächst werden Spezialisten oder Abteilungen eingeführt, die sich gezielt um Key Accounts kümmern – faktisch entsteht eine Key-Account-Organisation. Ein Gründer, der anfangs alles selbst machte, ernennt vielleicht einen Head of Operations für die A/B-Kunden und setzt Standard-Teams für die C-Kunden ein.
Prozesse werden skalierbarer gestaltet: was anfangs informell per Telefon lief, wird nun über Ticketsysteme kanalisiert (notwendig, um Überblick bei vielen Vorgängen zu behalten).
Zudem investiert man in Schulung und Personalentwicklung, denn größere Kunden verlangen oft zertifiziertes Personal (z.B. Sicherheitsunterweisungen, Spezialkenntnisse).
Rechtlich bedeutet Wachstum, dass man auch an Compliance denken muss – etwa Datenschutz (Kundenportale mit personenbezogenen Daten), Arbeitsschutz (mehr Mitarbeiter, mehr Verantwortung) und Vertragsrecht (mehr individuelle Verträge und AGB im Umlauf). Start-ups in der FM-Branche werden gut beraten sein, spätestens mit dem Einstieg in größere Kundenprojekte juristische Expertise einzuholen, um Verträge sauber zu gestalten und Haftungsrisiken zu managen. Beispielsweise könnte ein größerer Kunde fordern, dass das FM-Unternehmen eine bestimmte Haftpflichtversicherungssumme nachweist oder Subunternehmer vertraglich verpflichtet. Solche Anforderungen müssen ins eigene Risikomanagement übernommen werden.
Es erfordert das Start-up-Management in der Leistungsorganisation, sehr flexibel, aber dennoch prozessorientiert vorzugehen. KPI und SLA sind frühzeitig zu etablieren, um Professionalität zu demonstrieren. Mit dem Wachstum nähert sich das Start-up den etablierten Playern an und übernimmt Best Practices (z.B. aus Normen wie DIN EN ISO 41012 für FM-Prozesse). Dabei darf es seine Innovationskraft nicht verlieren – neue Tools, agile Methoden oder digitale Lösungen (Sensorik für Facility Services, IoT-Monitoring) können weiterhin einen Vorteil darstellen. Der Head of Facility Management in einem wachsenden Unternehmen hat die Aufgabe, diese Expansion zu orchestrieren: Er muss die richtigen Strukturen zum richtigen Zeitpunkt einziehen – weder zu früh (sonst overhead), noch zu spät (sonst Qualitätsprobleme).
KPI und SLA als Steuerungsinstrumente
Key Performance Indicators (KPI) und Service Level Agreements (SLA) sind bereits vielfach angesprochen worden. In ihrer Bedeutung für das FM-Kundenmanagement verdienen sie einen eigenen Abschnitt, da sie die Brücke zwischen operativer Leistungserbringung und vertraglicher Kundenorientierung darstellen.
Definitionen und Unterschiede
Ein KPI im Facility Management ist eine Kennzahl, die wesentliche Information über die Performance der Service-Erbringung liefert. Beispiele: durchschnittliche Reparaturdauer, Flächenkosten pro m², Wartungsquote, Nutzerzufriedenheit. Ein SLA hingegen ist eine Vereinbarung zwischen Kunde und Serviceanbieter über die zu erbringende Leistung und deren Messgrößen und Bedingungen. Ein SLA enthält oft mehrere KPI oder Leistungskennzahlen als Parameter, die erreicht werden müssen. Wichtig: “KPIs und SLAs verfolgen beide Performance, aber mit unterschiedlichem Zweck – SLAs sind extern vereinbart, KPIs intern gemanagt, um die SLAs einzuhalten.”.
Im Klartext: Der SLA ist das Versprechen an den Kunden, z.B. “Gebäudereinigung: 95% Reinheitsgrad gemäß Prüfliste, geprüft monatlich”, und der KPI ist das Messinstrument dahinter, z.B. “Anzahl der Reklamationen pro Monat” oder “Erfüllungsgrad in %”. Der Kunde sieht das SLA und erwartet dessen Einhaltung; der Dienstleister überwacht mittels KPI, ob er auf Kurs ist.
Rolle von SLA im Kundenvertrag
In FM-Verträgen – vor allem mit anspruchsvolleren Kunden (A/B) – sind SLAs inzwischen Standard. Sie definieren klar und detailliert die Servicebeschreibung.
Für jede wichtige Servicekomponente (Reinigung, Sicherheit, technische Wartung etc.) werden Leistungsparameter festgelegt:
Leistungsumfang (z.B. Häufigkeit der Reinigung, Reaktionszeiten bei Alarmen),
Qualitätskriterien (z.B. maximale Toleranz für Staub in mg/m² bei Reinraumreinigung, Temperaturbereiche für Klimaanlagen),
Verfügbarkeiten (z.B. Personal vor Ort von 8-17 Uhr, Notdienst 24/7 erreichbar),
Messmethoden und Reporting (wie wird geprüft, in welchem Intervall berichtet).
SLAs schaffen so “eine eindeutige und gemeinsame Verständnisbasis aller Beteiligten”. Gerade im FM, wo Dienstleistungen immateriell sind, verhindern SLAs Missverständnisse: Der Kunde weiß, was er bekommt, der Anbieter weiß, was er schuldet. Zudem ermöglichen SLAs eine faire Leistungsmessung. Ohne SLA würde der Kunde subjektiv beurteilen (“mir dauert das zu lang”), mit SLA gibt es objektive Kriterien (“laut Vertrag 4h Reaktionszeit, wir waren in 3h da, also im Soll”).
Aus rechtlicher Sicht sind SLAs oft als Vertragsanlagen formuliert. Sie können festhalten, dass bei Nichterreichen bestimmter Werte Vertragsstrafen fällig werden oder Gutstunden (Servicegutschriften) an den Kunden gehen. Solche Vereinbarungen sind im B2B-Bereich zulässig, solange sie transparent sind. § 339 BGB lässt Vertragsstrafen zu; sie dürfen jedoch nicht unverhältnismäßig hoch sein, sonst könnten sie als “Strafversprechen” sittenwidrig (§ 138 BGB) sein. In der Praxis werden eher moderate Pönalen gewählt, z.B. 5% Monatsvergütung Abzug pro Monat, wenn SLA X zweimal in Folge verfehlt wurde, o.ä. – genug, um Anreiz zur Einhaltung zu geben, aber nicht ruinös.
KPI-Management und kontinuierliche Verbesserung
Für das interne Management sind KPIs unverzichtbar, um die Einhaltung der SLAs sicherzustellen und insgesamt effiziente Abläufe zu gewährleisten.
Typische KPIs im Facility Management umfassen:
Reaktionszeit (Average Response Time) : misst, wie schnell nach Eingang einer Meldung reagiert wird. Wichtig für Wahrnehmung des Service.
Fehlerbehebungszeit (Mean Time to Repair, MTTR) : misst die Dauer von Auftreten bis Behebung einer Störung.
Verfügbarkeitsquote : z.B. % der Zeit, in der eine Anlage oder ein Service voll verfügbar ist (wichtig bei kritischen Infrastruktur-Services, etwa Rechenzentrumskühlung).
Erfüllungsgrad der Reinigungsleistung : z.B. Anteil gereinigter Fläche, die ohne Beanstandung bleibt bei Qualitätsaudits.
Kundenzufriedenheit : oft gemessen durch regelmäßige Surveys oder Feedback (z.B. Schulnotenprinzip).
Kosten-Kennzahlen : z.B. FM-Kosten pro Quadratmeter, Energiekostenquote, etc., um Effizienz zu tracken.
All diese KPIs werden idealerweise digital erfasst und ausgewertet (z.B. über CAFM-Systeme, Helpdesk-Software). Quellen für diese Daten sind z.B. das Ticketsystem (für Reaktionszeiten), Sensoren/BMS für technische Ausfälle, Personalzeitnachweise für Produktivität, und Kundenbefragungen für Zufriedenheit.
Moderne FM-Organisationen nutzen auch Dashboards, um in Echtzeit den Stand zu sehen – etwa wie viele Tickets offen, SLA-Erfüllung in % diesen Monat, usw..
Der Nutzen von KPIs zeigt sich in der kontinuierlichen Verbesserung: Analysiert man Trends, können Prozesse angepasst werden. Beispiel: Wenn die KPI zeigt, dass “Erstlösungsquote” nur 60% beträgt, versucht man, die Mitarbeiter besser zu schulen oder Wissensdatenbanken aufzubauen, damit mehr Fälle sofort gelöst werden können. KPIs dienen auch zur Personalsteuerung – etwa Workload-Übersichten können anzeigen, ob mehr Techniker eingestellt werden müssen, bevor Servicelevel leiden.
Ein spannender KPI ist auch die Hitrate in der Kundenentwicklung: also wie viele Angebote an C-Kunden führen zu Upsell, oder wie viele B-Kunden konnten gehalten werden. So etwas fließt ins strategische Management ein (z.B. Zielvorgabe: “erhöhe Anzahl A-Kunden um X jährlich”).
Es gilt: SLAs und KPIs sind zwei Seiten derselben Medaille. Die SLAs sind verbindlicher Teil der Kundenbeziehung und oft auch vertragsrechtlich relevant, während KPIs das Management-Tool sind, um diese Vereinbarungen erfolgreich zu erfüllen. Ein Head of Facility Management muss beide Ebenen beherrschen – vertragskonforme Leistung bieten (Compliance mit SLA) und operative Exzellenz treiben (Optimierung der KPI-Werte). Nur so lassen sich sowohl rechtliche Verpflichtungen einhalten als auch wirtschaftliche Ziele erreichen. Letztlich führen gute KPI-Werte (z.B. hohe Erfüllungsgrad, niedrige Ausfallzeiten) zu Zufriedenheit der Kunden, was sich in Vertragsverlängerungen und positiven Referenzen niederschlägt – und somit das Geschäft langfristig sichert.
Rolle des Head of Facility Management im Kundenmanagement
Nachdem wir die verschiedenen Facetten des Kundenstatus und der Leistungserbringung betrachtet haben, soll abschließend die Rolle des “Head of Facility Management” beleuchtet werden. Diese Position – sei es als Leiter der FM-Abteilung in einem Dienstleistungsunternehmen oder als FM-Verantwortlicher auf Auftraggeberseite – ist der Schlüsselakteur, der die zuvor beschriebenen Strategien und Maßnahmen orchestriert.
Ein Head of Facility Management (im Dienstleistungsunternehmen oft auch Geschäftsbereichsleiter FM o.ä. genannt) trägt die Verantwortung dafür, dass jedem Kunden entsprechend seinem Status optimal gedient wird, ohne dabei die Unternehmensziele aus den Augen zu verlieren.
Konkret umfasst diese Rolle:
Strategische Kundensegmentierung und Ressourcenzuordnung: Der Head of FM entscheidet (meist gemeinsam mit Vertrieb und Geschäftsführung) über die Kriterien der Kundeneinstufung und stellt sicher, dass organisatorisch darauf reagiert wird. Er richtet z.B. ein Key-Account-Management-Team für A-Kunden ein, bestimmt die Betreuungsrelationen (wie viele Kunden ein Objektleiter maximal betreut, evtl. gestaffelt nach Kundengröße) und verteilt Budget und Personal prioritätsgerecht. Diese Entscheidungen basieren auf Analysen (Umsatz pro Kunde, Deckungsbeiträge) und auch auf Feedback der Kundenbetreuer. Der Head of FM muss die Gratwanderung schaffen, A-Kunden maximal zufrieden zu stellen, ohne B- und C-Kunden so zu vernachlässigen, dass es dem Unternehmen schadet. Er entwickelt etwa Standardprozesse für C-Kunden, die wenig Ressourcen binden, damit genügend Kapazität für die Top-Kunden bleibt. Gleichzeitig achtet er darauf, das kollektive Potenzial der C-Kunden nicht zu verschenken – z.B. durch digitale Self-Service-Lösungen, mit denen viele kleine Kunden kosteneffizient bedient werden können.
Qualitätssicherung und Einhaltung von SLA/KPI: Als Verantwortlicher stellt der Head of FM ein QM-System auf, das die Servicequalität überwacht. Er lässt regelmäßig KPI-Reports erstellen (ggf. automatisiert) und überprüft insbesondere die SLA-Erfüllung bei A- und B-Kunden. Bei drohender SLA-Verletzung ergreift er Gegenmaßnahmen (z.B. temporär mehr Personal einsetzen, wenn Reaktionszeiten steigen). Er fungiert intern als Anwalt der Kundeninteressen: Weicht die Leistung von den Zusagen ab, fordert er von seinen Teams Korrektur ein – notfalls mit disziplinarischen Mitteln. Aber auch umgekehrt vertritt er gegenüber Kunden bei unfairen Beschwerden seine Mitarbeiter, indem er auf die objektiven KPI verweist, die vielleicht zeigen, dass das Team sehr wohl gute Arbeit leistet und das Problem woanders liegt (z.B. beim Kundenprozess). Kurz: Er steuert das Unternehmen nach Kennzahlen, um die vertraglichen Pflichten zu erfüllen, und berichtet der Geschäftsleitung über die Kundenzufriedenheit.
Vertragsmanagement und rechtliche Compliance: Der Head of FM spielt oft eine Rolle bei der Verhandlung von größeren Kundenverträgen. Er bringt das operative Know-how ein, welche SLA realistisch sind, welche Leistungen kalkuliert werden müssen usw. Er achtet darauf, dass Verträge keine Zusagen enthalten, die das operative Team nicht halten kann. Etwa wird er intervenieren, wenn der Vertrieb einem A-Kunden etwas verspricht, was technisch oder personell nicht machbar ist. Zudem sorgt er dafür, dass gesetzliche Vorgaben eingehalten werden: Er überwacht, ob z.B. Prüfpflichten aus Betreiberverantwortung erfüllt werden (damit weder Kunde noch die eigene Firma haftungsgefährdet sind), ob Arbeitsschutz und Arbeitszeitvorschriften eingehalten werden (gerade relevant, wenn A-Kunden 24/7-Service wollen – Schichtpläne müssen gesetzeskonform sein). Auch Datenschutz kann tangiert sein, etwa bei Verwahrung von Kundenschlüsseln (Zutrittsrechte) oder Umgang mit Videoüberwachung im Gebäude; der Head of FM muss hier Leitlinien vorgeben und schult seine Mitarbeiter entsprechend.
Kundenkommunikation und Eskalationsinstanz: In vielen Fällen fungiert der Head of FM als höchste Eskalationsinstanz für Kunden. Ist ein Kunde unzufrieden und beschweren sich auf höherer Ebene, wird er aktiv. Beispielsweise könnte ein B-Kunde drohen zu kündigen wegen wiederholter kleiner Mängel – der Head of FM sucht dann das Gespräch, analysiert die Problemstellen und präsentiert Lösungspläne (z.B. Wechsel des Objektleiters, zusätzlicher Qualitätscheck). Bei A-Kunden pflegt er oft persönlich den Kontakt zur Kundenspitze, z.B. regelmäßige Strategiemeetings mit dem Kundenmanagement. Diese persönliche Bindung auf Führungsebene ist entscheidend, um die Geschäftsbeziehung zu festigen. Der Head of FM repräsentiert sein Unternehmen gegenüber dem Kunden und gleichzeitig bringt er Kundenimpulse zurück ins eigene Haus. So kann er intern Verbesserungen anstoßen, die allen Kunden zugutekommen (z.B. Investition in neue Technik, weil ein A-Kunde das wünscht – später profitieren davon auch B/C-Kunden in Standardpaketen).
Entwicklung der Serviceangebote: Der Head of FM hat den Überblick über Markttrends und Kundenbedürfnisse und entwickelt das Leistungsportfolio entsprechend weiter. Er entscheidet etwa, ob neue Services eingeführt werden (z.B. Energiemanagement-Beratung, COVID-19 Hygiene-Konzepte – falls Kunden sowas nachfragen). Hierbei segmentiert er: Für A-Kunden bietet man solche Neuerungen ggf. zuerst exklusiv an (als Pilot oder Zusatzverkauf), für B-Kunden optional und für C-Kunden vielleicht gar nicht, bis es Standard wird. Diese Staffelung minimiert Risiko und belohnt treue Großkunden. Außerdem beobachtet der Head of FM Kundenentwicklungen: er kennt die Pipeline der wachsenden Kunden und stellt sicher, dass Kapazitäten hochgefahren werden können, wenn ein Kunde größere Aufträge erteilt (Recruiting von Personal, Qualifizierung, Invest in Equipment). Er erarbeitet auch Exit-Strategien für den Fall, dass ein Kunde wegfällt (gerade bei A-Kunden relevant – plötzlicher Verlust kann schmerzhaft sein, hier muss man diversifizieren, damit nicht ein Kunde das ganze FM-Team beschäftigt und bei Wegfall alle ohne Projekt dastehen).
Insgesamt ist der Head of Facility Management die Drehscheibe zwischen Kunde, Personal und Unternehmensleitung. Er verkörpert die Philosophie der differenzierten Kundenbehandlung und verantwortet deren Umsetzung. Erfolg in dieser Rolle bemisst sich daran, wie zufrieden die wichtigsten Kunden sind (oft gemessen durch Verlängerungsrate von Verträgen, Beschwerdequote etc.) und wie profitabel das gesamte Servicegeschäft läuft (Kostenmanagement, Effizienzkennzahlen). Diese Doppelrolle – Kundenchampion und Kostenwächter – erfordert viel Erfahrung, Kommunikationsgeschick und Führungskompetenz.
Ein anschauliches Fallbeispiel zum Abschluss: Angenommen, die FM-Dienstleister GmbH hat drei große A-Kunden, zehn B-Kunden und 50 C-Kunden. Der Head of FM, Herr Müller, stellt fest, dass in den letzten Monaten die Zufriedenheit eines A-Kunden (einer internationalen Bank) gesunken ist, während zugleich zu viel Personalzeit auf unprofitable Kleinaufträge für C-Kunden verwendet wurde. Herr Müller entschließt sich, gegenzusteuern: Er richtet für die Bank einen dedizierten Experten-Hub ein – ein kleines festes Team nur für diesen Kunden – um die Servicequalität zu steigern. Parallel führt er für die C-Kunden einen Ticket-Vorklärungsprozess ein, bei dem einfache Anliegen automatisiert per Telefonbot angenommen werden, sodass Techniker erst ausrücken, wenn wirklich nötig. Dadurch spart er Kapazität, die er dem A-Kunden widmet. Er informiert die Bank proaktiv über diese Maßnahmen (zeigt also Commitment) und verhandelt mit einigen C-Kunden eine Umstellung auf jährliche Pauschalinspektionen statt adhoc-Einsätzen (bessere Planbarkeit, weniger Hektik). Nach einiger Zeit verbessern sich die KPI: Die Bank meldet 20% weniger Beschwerden, die SLAs werden wieder eingehalten; und die Marge bei C-Kunden steigt, weil die Einsätze seltener und geplanter sind. Dieses Beispiel verdeutlicht, wie der Head of FM durch Weichenstellungen in der Organisation die unterschiedlichen Kundenbedürfnisse balanciert und dem Unternehmen zum Erfolg verhilft.