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Einkauf und Beschaffung von Bauleistungen im Mieterausbau im Kontext eines GU-Vertrags

Einkauf und Beschaffung von Bauleistungen im Mieterausbau im Kontext eines GU-Vertrags

Die Realisierung eines Mieterausbaus im Rahmen eines Generalunternehmervertrags (GU-Vertrag) erfordert eine detaillierte Planung, eine transparente Kostensteuerung und ein vorausschauendes Risikomanagement. Neben der grundsätzlichen Rolle des Generalunternehmers und der grundlegenden Beschaffungsstrategien treten bei vertiefter Betrachtung weitere Aspekte hervor, die den Projekterfolg maßgeblich beeinflussen.

Ein erfolgreicher Mieterausbau im GU-Vertrag erfordert mehr als nur die reine Bauausführung. Gerade Aspekte wie die Wahl des Vergütungsmodells, die Struktur der Zahlungsmodalitäten, eine vorausschauende Beschaffungslogistik, das Integrationsmanagement aller Fachbeteiligten sowie ein professionelles Abnahme-, Gewährleistungs- und Claim Management entscheiden über Kosten, Termine und Qualität. Hinzu kommen die Potenziale digitaler Planungstools und der wachsende Stellenwert nachhaltiger Lösungen. Erst durch ein ganzheitliches Management all dieser Themenfelder gelingt es, die individuellen Wünsche des Mieters zu erfüllen, wirtschaftlich zu bleiben und gleichzeitig die langfristige Wertschöpfung des Immobilienprojekts zu sichern.

Vergütungsmodelle

Im Mieterausbau kommen häufig Pauschalfestpreisverträge zum Einsatz, bei denen ein fester Preis für den vorab definierten Leistungsumfang vereinbart wird. Ändern sich die Mieterwünsche oder ergeben sich zusätzliche Leistungen, greift ein Nachtragsmanagement. Alternativ werden Einheitspreisverträge genutzt, bei denen sich die Kosten nach tatsächlich verbauten Mengen richten. Auch das sogenannte GMP-Modell (Guaranteed Maximum Price) gewinnt an Bedeutung: Übersteigt die Summe aller Einzelleistungen das vereinbarte Maximum nicht, profitieren beide Seiten von der Kostenstabilität. Ob Open-Book- oder Closed-Book-Verfahren vereinbart werden, beeinflusst dabei die Transparenz gegenüber dem Auftraggeber. Während das Open-Book-Verfahren tiefe Einblicke in Kalkulationsansätze und Einkaufspreise ermöglicht, behält der GU beim Closed-Book-Verfahren seine Einkaufskonditionen in der Regel für sich.

Zahlungsmodalitäten und Sicherheiten

Eine sorgfältig gestaltete Zahlungsstruktur sorgt dafür, dass sowohl Auftraggeber als auch GU liquide bleiben. Häufig wird ein Modell aus monatlichen Abschlagszahlungen und einer Schlussrechnung gewählt, wobei die Fälligkeit klar definiert sein sollte. Sichergestellt wird der Vertrags- und Gewährleistungsanspruch des Auftraggebers durch Bürgschaften: Üblich sind fünf Prozent der Auftragssumme als Vertragserfüllungsbürgschaft und drei bis fünf Prozent als Gewährleistungsbürgschaft. Darüber hinaus können Skontoregelungen oder bestimmte Zahlungsziele festgelegt werden, um finanzielle Anreize zu schaffen oder Liquiditätsanforderungen zu steuern.

Beschaffungslogistik und Lieferkettenmanagement

Angesichts globaler Lieferketten und volatiler Rohstoffmärkte ist ein vorausschauendes Materialmanagement im Mieterausbau unverzichtbar. Lieferengpässe bei kritischen Baustoffen oder steigende Preise lassen sich durch Rahmenverträge, gebündelte Bestellungen und Puffer in den Zeitplänen abfedern. Bei komplexen Innenausbauprojekten kann eine Just-in-Time-Lieferung sinnvoll sein, um Lagerkosten zu reduzieren und die Baustellensituation zu entschärfen. Gleichzeitig ist der GU verpflichtet, die Nachunternehmerkette zu organisieren und dabei Aspekte wie Bonität, Fachkunde und Compliance (etwa beim Thema Mindestlohn) sicherzustellen.

Integrationsmanagement: Abstimmung mit Planern, Fachingenieuren und Mieter

Gerade im Mieterausbau sind die individuellen Wünsche des Mieters zentral. Der GU koordiniert sämtliche Fachplaner, Architekten und Nachunternehmer, damit alle Planungsdetails rechtzeitig umgesetzt werden. Ändern sich im Verlauf die Vorstellungen – etwa hinsichtlich Raumkonzept oder technischer Ausstattung –, hilft ein strukturiertes Änderungsmanagement, Kosten- und Terminfolgen frühzeitig zu erkennen und sauber zu kommunizieren. Regelmäßige Baubesprechungen und eine systematische Dokumentation der Freigaben sind der Schlüssel, um spätere Unklarheiten zu vermeiden und den geplanten Einzugstermin zu sichern.

Abnahmeprozesse und Teilabnahmen

Die Abnahme bildet den juristischen Schnittpunkt zwischen Bau- und Nutzungsphase. Bei umfangreichen Mieterausbauten ist es denkbar, einzelne Bereiche zeitlich versetzt abzunehmen, sofern der Mieter diese vorab nutzen möchte. Teilabnahmen müssen jedoch präzise geregelt werden, um Schnittstellenprobleme zu minimieren. Idealerweise wird ein abgestimmtes Abnahmekonzept entwickelt, das beschreibt, wann und wie Abnahmen erfolgen. Dabei protokollieren alle Beteiligten gemeinsam den Zustand, klären mögliche Mängel und setzen Fristen für deren Beseitigung. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass jede abgeschlossene Bauleistung rechtzeitig und formal korrekt übergeben wird.

Gewährleistung, Nachhaftung und Übergang zum Facility Management

Nach Abschluss der Bauarbeiten treten die vertraglichen Gewährleistungsfristen in Kraft, die bei Bauleistungen üblicherweise vier Jahre (nach VOB/B) oder fünf Jahre (nach BGB) betragen, sofern nichts Abweichendes vereinbart ist. Eine klare Festlegung darüber, welche Leistungen vom GU zu welchen Zeitpunkten nachgebessert werden müssen, schützt alle Parteien vor Missverständnissen. Außerdem kann es bei technisch anspruchsvollen Mieterausbauten sinnvoll sein, Wartungsverträge oder Servicevereinbarungen frühzeitig aufzusetzen, damit der Mieter später nicht in ein unbetreutes technisches Umfeld überführt wird. Eine geordnete Übergabe der As-Built-Dokumentation, Wartungspläne und Bedienungsanleitungen bildet zudem die Grundlage für ein professionelles Facility Management.

Projekt- und Claim Management

Mieterausbauten bergen ein erhöhtes Nachtragsrisiko: Planungsänderungen, behördliche Auflagen oder zusätzliche Mieterwünsche können Mehrkosten oder Terminverzögerungen auslösen. Umso wichtiger ist ein strukturiertes Claim Management mit klaren Prozessen für das Anfordern, Prüfen und Freigeben von Nachträgen. Gleichzeitig sollte es vertragliche Mechanismen zur Konfliktlösung geben, etwa Mediations- oder Schiedsverfahren, die verhindern, dass ein Streit das ganze Projekt blockiert. Eine lückenlose Dokumentation aller Abweichungen im Verlauf – einschließlich Protokollen, Fotos und Kostenübersichten – ermöglicht es, berechtigte Ansprüche zu belegen oder unberechtigte Forderungen abzuwehren.

Digitale Tools und BIM

Die Digitalisierung verändert auch im Mieterausbau die Art und Weise, wie geplant und ausgeführt wird. Mit Building Information Modeling (BIM) lassen sich Kollisionsprüfungen zwischen Gewerken frühzeitig durchführen und Änderungen effizienter einarbeiten. Digitale Projektplattformen, auf denen sämtliche Pläne, Verträge, Protokolle und Mängelmeldungen hinterlegt sind, sichern die Transparenz und Schnelligkeit in der Kommunikation. Zudem ermöglichen mobile Apps eine Echtzeit-Überwachung des Baufortschritts und die sofortige Mängelerfassung vor Ort. Ein solches digitales Ökosystem hilft dabei, komplexe Schnittstellen zu steuern und Qualität sowie Termine besser im Blick zu behalten.

Nachhaltigkeit und Zertifizierungen

Nachhaltige Bauweisen und entsprechende Zertifikate (z. B. LEED, DGNB, BREEAM) gewinnen bei Mietern wie auch bei Investoren zunehmend an Bedeutung. Dies betrifft die Auswahl von Materialien mit geringem CO₂-Fußabdruck, eine energieeffiziente Gebäudetechnik oder das Schaffen gesunder Innenraumluft durch emissionsarme Baustoffe. Für den Einkauf und die Beschaffung heißt das: Lieferanten müssen ihre Produktqualität und Umweltstandards nachweisen, und sämtliche Prozesse sollten frühzeitig auf die Anforderungen eines Green-Building-Standards abgestimmt werden. Durch eine bewusste Berücksichtigung von Lebenszykluskosten lassen sich zudem langfristig Betriebskosten reduzieren und die Attraktivität der Immobilie steigern.